Vor 3 Jahren auf dem Gymnasium hat die Deutschlehrerin von meinen 2 besten Freudinnen zu ihnen gesagt sie sollen abbrechen. Der Grund sollen ihre „schlechten“ Deutschkenntnisse sein.
Sie wurden gefragt, ob sie Zuhause türkisch reden und wenn sie es tun, Deutsch reden sollen. Sie hat ihnen nahegelegt, dass die Hauptschule die bessere Option sei, obwohl wir alle einen Realschulabschluss hatten. Es war nicht selten, dass die Lehrerin sie im Unterricht aufgrund ihres Migrationshintergrundes vorgeworfen hat, schlecht in Deutsch zu sein, bis eine von meinen Freundinnen geweint hat.
Wir haben alle ein gutes Abi geschrieben und hoffen weder das Gymnasium noch die Lehrerin wieder zu sehen.
Ich: Rede akzentfrei Deutsch
Mensch: „Sie können aber sehr gut Deutsch sprechen … das sieht man Ihnen garnicht an.“
Was erwarten Menschen auf sowas? Soll ich mich darüber freuen?
Während meiner Schulzeit fiel es den Lehrkräften oft schwer meinen nicht deutschen Namen auszusprechen, wenn mein Name vorgelesen wurde.
Es entstanden Kreationen wie „Dschai“, „Yay“, „Jey“, „Dschee“ und wenn ich die Personen dann korrigiert habe wurden die Meisten sehr defensiv und sagten sowas wie „Na wie soll dass denn jemand wissen mit so einem – EXOTISCHEN – Namen“ anstatt sich einfach zu entschuldigen oder das anzunehmen, den Namen richtig auszusprechen und weiter zu machen.
Am Ende der 4. Klasse, da war ich etwa 10 Jahre alt, sollte entschieden werden, ob ich in eine Hauptschule, eine Realschule oder aufs Gymnasium soll. Mein damaliger Klassenlehrer meinte bei dem „Eignungsgespräch“, dass ich die Hauptschule easy schaffen wurde. Real vielleicht auch noch aber aufs Gymnasium soll ich auf keinen Fall.
Dafür bin ich nicht geeignet.
Meine Mutter entschied sich für eine Gesamtschule, auf der die meisten Kinder einen Migrationshintergrund hatten. Dort wurde erst nach 2 Jahren beachten entschieden, in welchen Zweig ich kommen sollte. Schon in der 6. war ich in allen Erweiterungskursen und in der 7. kam ich in den Gymnasialzweig.
Nach der 10. bin ich in die Oberstufe und hab Abi gemacht. Danach meinen ersten Bachelor-Abschluss in Regelstudienzeit, gerade mache ich meinen zweiten Bachelor und bin nächstes Jahr fertig. Hätte meine Mutter damals auf meinen Lehrer gehört, wäre ich sicher in die Realschule gekommen. Das wäre auch nicht schlimm gewesen aber es hätte nicht an meiner Lern- und Leistungsfähigkeit gelegen, welchen Abschluss ich mache sondern daran, dass mein Lehrer bei mir und vielen anderen Kindern mit Migrationshintergrund, die nicht Deutsch als Muttersprache haben, keine Eignung für den höchsten Bildungsweg sehen wollte.
Als Deutsch-Brasilianer, der in der Karibik aufgewachsen ist und dort eine französische Schule besucht hat, waren unterschiedliche Sprachen von Anfang an ein Teil meiner Realität. Eigentlich hatte ich nie Schwierigkeiten damit zwischen den Sprachen zu wechseln, was sich aber stark veränderte als meine Eltern mit mir nach Deutschland gezogen sind, wo ich mit neun Jahren in die dritte Klasse eingeschult worden bin.
Zu der Zeit kamen dann die ersten Erfahrungen sich fremd zu fühlen. Bis dahin waren für mich immer nur die anderen anders, was ich aber immer spannend fand, weil ich mich durch das Wechseln der Sprache anpassen konnte.
Eine konkrete Erinnerung aus meiner frühen Zeit in der deutschen Grundschule ist das Vorlesen von Texten im Deutschunterricht. Meist stolperte ich regelmäßig über ein bestimmtes Wort.
>>NICHTS<<
Ein Wort das ich nicht korrekt aussprechen konnte weil der ichts-Laut mir nicht vertraut war. Immer wenn ich dieses Wort aus dem Text vorlesen musste, kam immer nur ein >>NIX<< raus. Die Lehrerin wies mich dann immer auf diesen Fehler hin und forderte mich auf ihr nachzusprechen. Das Ergebnis war aber immer das umgangssprachliche >>NIX<<, das jedes Mal den Rest der Klasse erheiterte, die in schallendes Gelächter ausbrauch.
Als Neunjähriger hat mich das tief getroffen. Es gefiel mir nicht ausgelacht zu werden.
Als der Neue in der Klasse wollte ich dazugehören und unterdrückte meine Wut über das Gelächter. Ich weiß noch wie ich mir dachte: „Na super… die anderen können nur Deutsch und ich Französisch, Spanisch und Portugiesisch noch dazu, aber klar, lacht nur.“
Vielleicht ist das der Grund, warum es mich heute immer wieder belustigt, wenn Deutsche das englische „TH“ falsch aussprechen.
Vor 3 Jahren auf dem Gymnasium hat die Deutschlehrerin von meinen 2 besten Freudinnen zu ihnen gesagt sie sollen abbrechen. Der Grund sollen ihre „schlechten“ Deutschkenntnisse sein.
Sie wurden gefragt, ob sie Zuhause türkisch reden und wenn sie es tun, Deutsch reden sollen. Sie hat ihnen nahegelegt, dass die Hauptschule die bessere Option sei, obwohl wir alle einen Realschulabschluss hatten. Es war nicht selten, dass die Lehrerin sie im Unterricht aufgrund ihres Migrationshintergrundes vorgeworfen hat, schlecht in Deutsch zu sein, bis eine von meinen Freundinnen geweint hat.
Wir haben alle ein gutes Abi geschrieben und hoffen weder das Gymnasium noch die Lehrerin wieder zu sehen.
Ich: Rede akzentfrei Deutsch
Mensch: „Sie können aber sehr gut Deutsch sprechen … das sieht man Ihnen garnicht an.“
Was erwarten Menschen auf sowas? Soll ich mich darüber freuen?
Während meiner Schulzeit fiel es den Lehrkräften oft schwer meinen nicht deutschen Namen auszusprechen, wenn mein Name vorgelesen wurde.
Es entstanden Kreationen wie „Dschai“, „Yay“, „Jey“, „Dschee“ und wenn ich die Personen dann korrigiert habe wurden die Meisten sehr defensiv und sagten sowas wie „Na wie soll dass denn jemand wissen mit so einem – EXOTISCHEN – Namen“ anstatt sich einfach zu entschuldigen oder das anzunehmen, den Namen richtig auszusprechen und weiter zu machen.
Am Ende der 4. Klasse, da war ich etwa 10 Jahre alt, sollte entschieden werden, ob ich in eine Hauptschule, eine Realschule oder aufs Gymnasium soll. Mein damaliger Klassenlehrer meinte bei dem „Eignungsgespräch“, dass ich die Hauptschule easy schaffen wurde. Real vielleicht auch noch aber aufs Gymnasium soll ich auf keinen Fall.
Dafür bin ich nicht geeignet.
Meine Mutter entschied sich für eine Gesamtschule, auf der die meisten Kinder einen Migrationshintergrund hatten. Dort wurde erst nach 2 Jahren beachten entschieden, in welchen Zweig ich kommen sollte. Schon in der 6. war ich in allen Erweiterungskursen und in der 7. kam ich in den Gymnasialzweig.
Nach der 10. bin ich in die Oberstufe und hab Abi gemacht. Danach meinen ersten Bachelor-Abschluss in Regelstudienzeit, gerade mache ich meinen zweiten Bachelor und bin nächstes Jahr fertig. Hätte meine Mutter damals auf meinen Lehrer gehört, wäre ich sicher in die Realschule gekommen. Das wäre auch nicht schlimm gewesen aber es hätte nicht an meiner Lern- und Leistungsfähigkeit gelegen, welchen Abschluss ich mache sondern daran, dass mein Lehrer bei mir und vielen anderen Kindern mit Migrationshintergrund, die nicht Deutsch als Muttersprache haben, keine Eignung für den höchsten Bildungsweg sehen wollte.
Als Deutsch-Brasilianer, der in der Karibik aufgewachsen ist und dort eine französische Schule besucht hat, waren unterschiedliche Sprachen von Anfang an ein Teil meiner Realität. Eigentlich hatte ich nie Schwierigkeiten damit zwischen den Sprachen zu wechseln, was sich aber stark veränderte als meine Eltern mit mir nach Deutschland gezogen sind, wo ich mit neun Jahren in die dritte Klasse eingeschult worden bin.
Zu der Zeit kamen dann die ersten Erfahrungen sich fremd zu fühlen. Bis dahin waren für mich immer nur die anderen anders, was ich aber immer spannend fand, weil ich mich durch das Wechseln der Sprache anpassen konnte.
Eine konkrete Erinnerung aus meiner frühen Zeit in der deutschen Grundschule ist das Vorlesen von Texten im Deutschunterricht. Meist stolperte ich regelmäßig über ein bestimmtes Wort.
>>NICHTS<<
Ein Wort das ich nicht korrekt aussprechen konnte weil der ichts-Laut mir nicht vertraut war. Immer wenn ich dieses Wort aus dem Text vorlesen musste, kam immer nur ein >>NIX<< raus. Die Lehrerin wies mich dann immer auf diesen Fehler hin und forderte mich auf ihr nachzusprechen. Das Ergebnis war aber immer das umgangssprachliche >>NIX<<, das jedes Mal den Rest der Klasse erheiterte, die in schallendes Gelächter ausbrauch.
Als Neunjähriger hat mich das tief getroffen. Es gefiel mir nicht ausgelacht zu werden.
Als der Neue in der Klasse wollte ich dazugehören und unterdrückte meine Wut über das Gelächter. Ich weiß noch wie ich mir dachte: „Na super… die anderen können nur Deutsch und ich Französisch, Spanisch und Portugiesisch noch dazu, aber klar, lacht nur.“
Vielleicht ist das der Grund, warum es mich heute immer wieder belustigt, wenn Deutsche das englische „TH“ falsch aussprechen.